Bevor wir am 30.12. nach Cudlee Creek aufbrechen machen wir einen kurzen Abstecher nach Downtown Adelaide. Nun sind wir seit über einer Woche hier in und um Adelaide unterwegs und haben es noch nicht einmal ins Zentrum geschafft!
Die Stadt ähnelt Sydney und Melbourne. Ein paar architektonische Überbleibsel von Mitte des 19.Jhd. angefangen kontrastieren mit der Moderne. 1986 hatte die Stadt 150 jähriges Jubiläum, also kann nichts viel älter sein. Gegenüber den anderen beiden Städten wirkt sie aber vom Lebensgefühl her ruhiger und relaxter. Auch Weihnachten ist hier noch nicht ganz vorbei.
Wir drehen ein paar Runden, schauen uns das Wohnhaus des Gouverneurs (natürlich nur von außen), Regierungsgebäude, Festspielgelände, Staatsbibliothek und Museum an. Und dann treffen wir wieder welche: Unheimliche Tiere, mitten in der Innenstadt!
Nun geht’s aber raus nach Cudlee Creek zu meinem Cousin Andrew und seiner Familie. Dort angekommen hat keiner so richtig Zeit, denn es werden gerade 6 neue Kühe angeliefert. Auf dem Land muss jeder mit ran, also auch wir. Nachdem der Nachbar die Tiere bei einem Schwatz begutachtet hat müssen sie hinter auf eine Weide. Das werden wir doch irgendwie hinkriegen, oder? Und irgendwann haben wir sie dann alle da, wo sie hin sollen.
Auf den 54 ha Land, die das ganze Grundstück groß ist, hat die Familie bis vor 5 Jahren eine gut gehende Rosenzucht betrieben. Durch verschiedene Umstände wurde diese Zucht aber dann aufgegeben und Andrew baut seitdem um und werkelt ununterbrochen an und in den alten Gewächshäusern und Lagern herum. Es gibt mehrere Dämme, in denen Wasser ist und man schwimmen oder paddeln kann, Einen Wassertank am Hang, der jetzt Schwimmbecken für die Kinder ist, haufenweise Schafe, die Kühe, ein Emu wird oft hinten im Grundstück gesichtet sowie Koalas und Kängurus. Kurz gesagt, es ist einfach traumhaft.
Wir beziehen ein achteckiges Holzhaus ohne Strom und mit Quellwasseranschluss hinten auf dem Grundstück. Das nennen sie den „Open Room“, und es steht tatsächlich immer offen. Neben und teilweise auf dem Grundstück verläuft der so genannte Heysentrack, ein 800 km langer Wanderweg von Cape Jervis bis zum Flinders Ranges Nationalpark. Ab und an campieren dann sicher auch mal Wanderer in dem Häuschen. Wir finden es total gemütlich.
Wir erleben in den nächsten Tagen unheimlich viele schöne Tage mit den Vieren. Unter anderem gibt es viel Gaudi bei Tims Geburtstagsparty (natürlich auch mit dem hier üblichen Kricket). Aber auch ungewöhnlichere Sportarten, wie z.B.: Dreirad-trailer-ziehen. 😮
Und ab und an fragt mich Andrew auch mal: „Can you give me a hand, mate?“ Und so packe ich Obstbäume in Netze gegen Vögel ein oder wir montieren die Dachrinne an das umgebaute Glashaus. Man muss halt auch mal was tun für freie Kost & Logis! 😉
In der knappen Woche, die wir hier sind, unternehmen wir auch noch Ausflüge nach Victor Harbour und ins Barossa Valley, darüber dann später noch mehr.
Am 04.01. ist ein großes Fest angesagt. Es gibt zwei Dinge zu feiern: Es ist Inges 71. Geburtstag und gleichzeitig der 60. Jahrestag der Ankunft der Familie in Australien. Das war also an ihrem 11. Geburtstag und sie kann sich noch so genau an so viele Sachen erinnern. Bezeichnenderweise ist auf der Geburtstagstorte also keine 71 sondern eine 60 zu sehen.
Fast die ganze Familie trudelt nach und nach hier ein und es gibt natürlich ein BBQ.
Aber dann wird es richtig interessant. Inge hat noch die alte Kiste, in der die Familie vor 60 Jahren einen Teil ihrer Habseligkeiten aus Deutschland nach Australien verschifft hat. Sie hat sie mit verschiedenen Dingen aus dieser Zeit gefüllt und wir scharen uns auf der Wiese alle drum herum.
Dann erzählt uns Inge aus dieser Zeit. Es ist unheimlich spannend. Nach und nach packt sie immer mehr Dinge aus, erzählt die Geschichten dazu und ihre Erinnerungen daran und lässt sie von Hand zu Hand gehen. Zinnteller, Figuren, ihre Keramikente, Bilder. Sie kam 1948 als kleines Mädchen mit fast nichts auf der anderen Seite der Erde an und jetzt sitzen wir alle hier auf dem Land, auf dem sie in den 60er Jahren mit ihrem Mann angefangen hat, die Rosenzucht aufzubauen. Anschaulicher und bewegender kann Geschichte nicht sein.
Am Montag heißt es für uns nach 2 Wochen mit der Familie in und um Adelaide leider Abschied nehmen. Aber sooooooo traurig sehen wir dabei gar nicht aus.
Auf dem Weg in die Stadt kommen wir noch der Feuerwache, wo Andrew arbeitet, vorbei. Wir bekommen eine kurze Einweisung, man weiß ja nie, wo uns noch ein Buschfeuer überraschen wird oder wozu man es sonst nochmal gebrauchen kann.
Am Dienstag früh starten wir von Adelaide per Flugzeug nach Alice Springs. Outback, wir kommen. Ich bin gewappnet!
Freundliche, liebe Menschen, mysteriöse Tiere, grüne Oasen im Hügelland – wieder ist eine kurzweilig verbrachte Stunde wie im Fluge vergangen!
Comment by WolfRam Dix — 8. Januar 2009 @ 12:48
Hi,
wie soll man denn als arbeitende Eltern von nem kleinen Kind so ausführliche Reiseberichte verfolgen können? Wir gucken uns immer mal die Fotos an und freuen uns für Euch. Mit der Reise geht sicherlich ein kleiner Traum für euch in Erfüllung. Wenn unsere Kleine groß ist, fahren wir auch mal rüber (wenn wir dann noch können …). Genießt die Wärme und die Zeit zu zweit. Wir hoffen auf ein Wiedersehen in 2009! Bis dahin Alles Gute und: gesund bleiben!
Liebe Grüße von Guido und Jana
Comment by Guido und Jana — 8. Januar 2009 @ 21:41
Die Berichte werden (familienpolitisch) immer besser. Was ist denn auf dem Ölbild aus der europäischen Heimat drauf?
Endlich bekommen wir mal ein paar Bilder aus Cudlee Creek. Da sind wir im April 1997 mit dem Leihwagen durchgefahren und haben trotz fragen an der Tankstelle auf der Hauptstrasse das Haus von Geytenbeks nicht gefunden. Das ist uns ja etwas entgangen. In dem Achteck hätten wir auch gerne ein paar Tage zugebracht. Beim nächsten mal …
Viele Grüße
Ronald
Comment by Ronald — 9. Januar 2009 @ 16:45