17. Januar 2009
Wo ist sie hin die Zeit, wo?
Ich sitze in einem winzigen Formula 1 Hotelzimmer in der Nähe des Brisbane Airports, draußen wird es gerade dunkel und morgen früh, ganz zeitig, geht unser Flug zurück nach Deutschland. Das Zeitgefühl ging irgendwie verloren in den letzten Wochen. Einerseits kommt es mir nicht vor, als wären wir schon 6,5 Wochen in diesem wunderbaren Land unterwegs. Wenn ich aber andererseits darüber nachdenke, was wir alles erlebt und gelebt, erfahren und gelernt haben ist es erstaunlich, dass dies alles in „nur 6,5 Wochen“ geschehen sein soll. Aber wie Sula und Jürgen in einem ihrer Kommentare schon schrieben: Es gibt da noch etwas, was man tun muss, um solch eine wunderbare Reise überhaupt machen zu können. Im Moment wollen wir da aber noch nicht dran denken.
Die letzte Woche verbrachten wir im Sonnenstaat Queensland und sie stand am Ende der Tour unter dem weit gefassten Motto: Ausruhen und Relaxen. Aber so ganz nichts tun kann man nicht, wenn es noch so viel zu entdecken gibt. Vom Red Centre flogen wir mit Zwischenstopp Brisbane nach Mackay. Auf den letzten paar 100 km war ein schöner Vollmond unser Begleiter.
Von Mackay fuhren wir an dem gleichen Abend noch nach Norden, nach Arlie Beach bei den Whitsunday Islands. Und hier hatten wir das erste Mal Probleme, eine Unterkunft zu finden. Es war schon ziemlich spät und nix hatte mehr auf. Selbst bei Motels gab es immer nur eine Nachtklingel, und die Antwort auf meine Frage lautete stets: „Sorry, no vacancies for tonight!“ und klang aber vom Tonfall eher wie: „Welcher Trottel stört mich hier am Samstagabend um diese Zeit?“ Nachdem wir uns nach ca. 2 Stunden mit dem Gedanken angefreundet hatten, die Nacht in dem Miet-Corolla zu verbringen, erbarmte sich aber dann doch noch ein netter Barmann und schloss uns ein Zimmer für eine Nacht auf, Danke!
Am Tag drauf ergatterten wir eine Hütte für wenigstens zwei Nächte (Urlaubsgebiet und –saison) und waren so mutig, trotz des Wetters für den nächsten Tag eine Bootstour auf kleinem Kahn zu den Islands zu chartern.
Montag früh erwartete uns dann die „Mantarey“, die auch schon ein paar bessere Tage gesehen hatte, im Hafen. Aber das Boot war ok, die Crew nett und lustig und es waren auch nicht so viele Massen an Bord. Los ging’s durch etwas raue See mit der Hoffnung auf etwas Sonne zum Schnorcheln später am Tag.
Nach ca. 2 Stunden bei der Whitsunday Island angekommen hieß es ab mit dem Beiboot zur Insel, einen richtigen Anleger hat’s da nicht.
So, und wenn man jetzt die nächsten 2 Bilder mit dem mittleren Bild in der Kopfleiste unseres Blogs vergleicht, kann man den Unterschied an Wetter und Tide vom fast gleichen Standpunkt aus aufgenommen vergleichen. Beim Bild oben ist natürlich Suuuuuuuuperwetter und es ist gerade Ebbe, so dass man natürlich die ganzen 6,8 km weißen Sandstrand vom Whitheaven Beach hat und zum anderen Ufer rüberlaufen kann. Bei unserem Besuch war es stürmisch, wolkig und wir hatten eine vorher angesagte King Tide, dass heißt, das Wasser stand noch ca. 30 cm höher als bei normalem Flutpegel 😮
Das störte uns aber nicht weiter, denn warm war es ja trotzdem (so ca. 32°C und sehr tropisch feucht). Also hielten wir Ausschau ob es trotzdem ein kleines Fleckchen dieses berühmten weißen Sandstrandes zum Baden gab und Tatsache, es gab ihn! Also nix wie hin und rein in die Wellen.
Später geht es dann wieder rauf aufs Schiff und weiter. Der Skipper erklärt uns, dass auf Grund der Wetter- und Wellenlage der geplante Platz zum Schnorcheln nicht angelaufen werden kann. Dafür fahren wir in eine geschützte Bucht der Kayman Island. Alle die ins Wasser wollen bekommen einen Stinger Suit, ein Anzug, der gegen die absolut giftigen Nesseln des Jelly Boxfish schützt, einer wirklichen Gefahr hier im Wasser. Man sagt, wenn einen die Tentakeln in Herzgegend streifen, hat man noch ca. 3 min zu leben. Bei Kontakt an den Gliedmaßen kommt man mit verbrennungsartigen Narben davon, wenn man sofort Hilfe erhält. Ich treffe diesen Zeitgenossen unter Wasser nicht, aber sicher ist sicher.
Leider haben wir ja keine Sonne und da soll es am Riff nicht so toll aussehen. Ich habe es nur ohne Sonne gesehen aber es ist unglaublich! Man kann es nicht beschreiben, eine kleine Näherung vielleicht. Man stelle sich vor, man schwimmt mitten im Tropenbecken im Zoo, nur viel schöner. Den Nepp eine Unterwasserkamera zu mieten habe ich nicht mitgemacht. Mir reichen diese zauberhaften Bilder im Kopf.
Die Wetteraussichten für die kommenden Tage hier sind mies. Im Norden bei Cairns wütet ein Tropensturm, es gab Überschwemmungen und weggespülte Straßen. Wir liegen immer noch am Rand dieses Gebietes und das merken wir dann auch in der Nacht. Regen, Regen und Sturm dazu.
Also Plan B, am nächsten Tag ab nach Süden. Für die reichlich 1.000 km bis Hervey Bay brauchen wir 2 Tage mit einem Stopp in Rockhampton. Diesmal habe ich vorsorglicherweise vorher angerufen wegen der Unterkünfte.
In Hervey Bay lassen wir nun aber wirklich die letzten drei Tage alle Viere grade sein. Und obwohl die auch wunderschöne Fraser Island in Sichtweite vor uns liegt; wir haben keine Lust mehr. Nur noch lesen, baden und nix weiter tun.
Heute früh geht es dann auf die letzten 300 km Richtung Süden, da wir die letzte Nacht gern in Airportnähe verbringen wollen, sonst müssten wir ja Mitternacht los. Wir verbringen den Nachmittag noch an der Sunshine Coast in Maroochydore, und auch da lassen Mr. & Mrs. Noah noch mal alle Tricks los. Als wir weiterfahren ist es dann Essig mit sun @ Sunshine Coast, ätsche! 😉
Also denn, das war’s. Ab Dienstag sind wir dann wieder in den heimischen Gefilden zu erreichen, nachdem wir noch eine Nacht in Seoul verbringen werden. Catch you later, Australia, du inspirierendes Land! Irgendwann werden wir uns wieder sehen, versprochen!
13. Januar 2009
Auf diesen Berg bzw. diese Berggruppe, auch Mount Olga oder die Olgas genannt, sind wir noch mehr gespannt. Sie liegen 32 km westlich vom Ayers rock und sehen etwas anders aus. Kata Tjuta bedeutet in der Sprache der Anangu viele Köpfe, und das erklärt natürlich schon Einiges. Sie sind in ihrer Ausdehnung größer als der Ayers Rock und ihre höchste Spitze überragt ihn auch noch einmal um mehr als 200 m. Als wir am Nachmittag von unserer Bergumwanderung ausgeschlafen haben, fahren wir gen Westen. Die Berge liegen in flirrender Hitze da.
Auf der Strecke biegt dann ein Abzweig nach Westen ab. Das ist die einzige Straße, die hier weiter nach Westen führt. Sie ist unbefestigt und es drängt mich schon, einfach da weiter zu fahren. Der einzige Wegweiser besagt Grenze zu Westaustralien 198 km. Danach geht es noch etliche hunderte Kilometer weiter durch die rote Wüste, bis man irgendwann wieder an den Westrand des Kontinents kommt.
Aber das bleibt Spinnerei. Dafür wäre unser zivilisiertes Straßen 4WD Auto erstens nicht geschaffen, zweitens braucht man dafür ein extra Permit und überhaupt haben wir gar nicht so viel Zeit. Apropos Zeit, die Schatten werden schnell länger und wir wollen noch weiter.
Die Sonne, die uns wieder ein Farbenspiel zaubern wird, neigt sich schon tief.
Und dann geht es wieder los. Wir sind still, andächtig und beeindruckt.
Am Morgen unseres dritten und letzten Wüstentages heißt es noch einmal zeitig aufstehen. Wir fahren zurück zu den Olgas um die Wanderung durch das Valley Of The Winds machen. Diese Wanderung führt durch den zugänglichen Teil der Olgas, der Rest ist als Kultstätte für uns Tabu. Im Gegensatz zu dem ebenen Rundweg um den Ayers Rock ist diese Strecke, obwohl sie mit 7,5 km kürzer ist, anspruchsvoller. Daher muss man sie in dieser Jahreszeit bis 11 Uhr beendet haben, danach ist sie gesperrt. Die Ranger mussten schon oft genug Menschen aus diesem Teil der Berge holen. Manche machten sich einfach mit Badelatschen und ohne etwas zu trinken dabei auf den Weg, unglaublich. Aber so wird jetzt keiner mehr rein gelassen.
Die Sonne begrüßt uns wieder beim Beginn unserer Wanderung.
Das Terrain ist teilweise steil und führt über einige Hänge, aber auch durch schöne Täler. Ich finde die verborgene Quelle 😉 Da könnten wir zur Not unsere Wasservorräte wieder ergänzen.
Diese Wanderung wird wunderschön. Kata Tjuta gefällt uns noch viel besser als der allseits bekannte Ayers Rock, da die Natur viel abwechslungsreicher ist. Aber auch hier: ich lasse jetzt nur noch die Bilder sprechen.
Beeindruckt verlassen wir diese Stätte.
Für den heutigen Tag steht leider noch die Rückfahrt nach Alice Springs an. Wir teilen uns diesmal den Weg durch die sengende Hitze, denn wir sind beide ganz schön abgelaufen.
In Alice verbringen wir nur noch diese Nacht. Am Morgen des 10.01. fliegen wir dann raus aus dem roten Center über Brisbane nach Mackay in Queensland. Ich schaue noch lange nachdenklich auf diese unwirtliche aber unglaublich schöne Landschaft unter uns.
Am 06.01. verlassen wir Adelaide nach 2 super Wochen meistens zusammen mit unserer Familie endgültig, und zwar in Richtung des Red Centres. Wir fliegen raus über den Golf St. Vincent und winken noch kurz zu einer kleinen Insel runter, auf die Fiona samt family gestern in den Urlaub gefahren ist. Dann dreht die Maschine nach Norden ab und bald wird die Landschaft unter uns wirklich karg. Rote Erde und ausgetrocknete Salzseen, etwas karges Grün.
Wir hatten im Vorfeld unserer Reise lange überlegt, ob wir zu den roten Steinen fahren sollten. Es würde wohl im Sommermonat Januar kein Australier auf die Idee kommen, freiwillig in die Wüste zu fahren. Und auch von Touristennepp war manchmal die Rede. Dann entschlossen wir uns doch zu diesem Trip und planten dafür 5 Tage ein. Die lange Autofahrt von Adelaide aus nach Norden durch die Wüste schenken wir uns jedoch und nehmen das Flugzeug. Auf dem Flughafen von Alice Springs angekommen geht es dann per Auto zuerst mal weiter in die Stadt. Und hier ist es dann wirklich heiß, das Thermometer zeigt um Mittag herum 38°C. Die Landschaft sieht jedoch nicht ganz so braun und verbrannt aus, wie es um diese Jahreszeit normal wäre. Hier ist zwischen Weihnachten und Neujahr ungewöhnlicherweise Regen gefallen, und sofort fängt es erneut an zu Grünen, besonders die Gräser schaffen das in ein paar Tagen.
Alice selbst ist eine ziemlich unspektakuläre Stadt. Entstanden ist sie mit dem Goldrausch um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jhd. Davor war hier nur eine Telegrafenstation, in der ein Repeater das Signal auf dem Weg von Darwin nach Adelaide auffrischte (davon gab es 20 auf der 3.000 km langen Strecke). Mit der Fertigstellung dieser Trasse 1872 verkürzte sich die Laufzeit der Nachrichten aus dem Mutterland von ca. 3 Monaten auf ein paar Stunden. Das war schon ein beachtlicher Fortschritt.
Wir besteigen den ANZAC Hill samt ANZAC Memorial (Australien New Zealand Army Corps). Von da hat man einen guten Blick auf die ganze Stadt samt einem Teil der südlich gelegenen McDonnell Ranges.
Nachmittags fahren wir in den Desert Park, einen Naturpark, der einem die Flora und Fauna der Wüste gut nahe bringt.
Dann ziehen doch schon wieder mehr Wolken auf und siehe da, es fällt wieder etwas Regen und es gibt neben ziemlich interessanten Wolken- und Lichterscheinungen einen Regenbogen über Alice Springs.
Am nächsten Früh geht es zeitig raus auf die Piste zu den roten Steinen. Das heißt im Klartext 200 km geradeaus nach Süden, rechts abbiegen, und dann 250 km nach Westen. Die Straße liegt schnurgerade vor uns, die restlichen Wolken verziehen sich und los geht es.
Das Schild am Ortsausgang von Alice empfinde ich als ziemlich absurd, denn es gibt auf diesen gesamten 450 km keine Ampel, keinen Ort und nur eine Kreuzung.
Aber so sind die Australier. Ich wollte schon mal einen eigenen Beitrag über Warn- und Verbotsschilder machen, aber das hätte dann doch jeden Rahmen gesprengt. Ich meine wir kommen schon aus einem sehr regulierten Land, aber was die Aussies an teilweise abstrusen Warnungen und Verboten haben und in welchen Mengen sie das kundtun, das verwundert schon stark. Woher das kommen mag ist dann mal eine andere Geschichte.
Bis zum Abzweig nach 200 km bei Erlunda kommen uns genau 20 Fahrzeuge entgegen, die man hier im Outback alle grüßt. Dann wird es richtig heiß, wir haben draußen 41°C und die Airco schuftet ordentlich. Dann gibt es südlich eine erste Landmarke in der brettflachen Gegend, Mount Conner. Auf der anderen Seite liegt wieder ein ausgetrockneter Salzsee.
Wer sich jetzt über mein komisches Outfit wundert; Es gibt hier in der Wüste Millionen von Fliegen, die nur darauf warten, dass du mal aus dem Auto kommst. Dann fallen sie in Scharen über dich her und setzen sich bevorzugt an die Lippen, kriechen unter die Sonnenbrille an die Augen oder besser noch in Nase und Ohren. Das ist fürchterlich! Deshalb trägt fast jeder hier draußen so ein Fliegennetz. Ohne dies wedelt man ununterbrochen, jedoch meist nutzlos, mit den Armen vor dem Kopf herum.
Weiter geht es, und die Farben und Kontraste werden immer satter, je höher die Sonne steigt.
Und dann, am frühen Nachmittag, liegt der Uluru erstmals in Sichtweite vor uns.
Pukulpa pijama Ananguku ngurkakutu! Das heißt in der Sprache der Anangu, der hier beheimateten Gruppe der Aboriginies, soviel wie: Willkommen im Anangu-Land! Ob sie uns aber wirklich willkommen heißen, das wage ich zu bezweifeln. Denn schließlich fallen wir in Heerscharen über ihre ureigensten Heiligtümer her. Es hat sich da in den letzten Jahren wohl schon vieles verbessert in punkto Anerkennung der Rechte und der Kultur der Anangu. Trotzdem wird des wohl immer ein Kompromiss bleiben.
Wir fahren zuerst mal um den Berg herum. Es gibt neben dem basewalk, dem Wanderweg, auch eine durchgehende Straße um den Berg. Jetzt, in der absoluten Nachmittagshitze, ist auf dem walk keiner zu sehen und nur ein paar Reisbusse sind noch hier unterwegs.
Sicher kennt jeder den Berg schon von etlichen Fotos. Und doch sind wir beim Näher kommen überrascht. Denn so zerklüftet, wie er aus der Nähe aussieht, haben wir ihn uns nicht vorgestellt. Und noch etwas ist beeindruckend: Die schiere Größe! Wenn man die Fotos sieht, fehlt einem ja immer der Größenvergleich. Ringsum ist nichts und man weiß auch nicht, aus welcher Entfernung die Bilder aufgenommen wurden. Aber dieser Klotz ist einfach mal 348 m hoch und 3,5 km lang.
Auch ist die Farbe, dieses schlichte braun, nicht das, was man von Fotos her kennt. Aber in diese satten rot erscheint der Felsen eben nur wenige Minuten während des Sonnenuntergangs.
Wir kommen an der Stelle vorbei, an der man den Berg besteigen kann. Wir hatten schon im Vorfeld beschlossen, das nicht zu tun. Denn das widerstrebt den Anangu am Meisten. Aber selbst wenn wir es gewollt hätten, der Aufstieg ist die ganzen drei Tage gesperrt. Es ist einfach überhaupt nicht möglich, bei diesen Temperaturen ohne Gefahr für Leib und Leben in der prallen Sonne diesen steilen Aufstieg zu machen!
Dann fahren wir erstmal ins Ayers Roch Resort Yulara. Das ist schon irgendwie dekadent. So ein Touristenort mitten in der Wüste. Sogar einen kleinen Pool hat es hier, den man wahrscheinlich mit Tonnen von Chemikalien am umkippen hindert. So riecht es in dessen Nähe zumindest.
Dann machen wir uns erneut auf zum Stein, wir wollen den Sonnenuntergang sehen. Der Tipp dazu lautet mindestens 1,5 Stunden vorher loszufahren, da am Eingang zum Nationalpark lange Schlangen zu erwarten sind. Aber nichts dergleichen, es gibt eben doch nicht ganz so viele Verrückte wie uns in dieser Jahreszeit hier. Also sind wir beizeiten da und haben ein gemütliches Plätzchen zum Schauen bald gefunden.
Und dann, pünktlich um halb acht geht es los. Innerhalb weniger Minuten wechselt der Berg die Farbe von einem hellen braun zu rotbraun, hellrot und purpurrot. Als die Sonne dann verschwunden ist bleibt ein dunkelbrauner Klotz da liegen. Das ist beeindruckend!
Auf dem Rückweg zum Resort sehen wir den anderen Berg bzw. die Berggruppe Kata Tjuta im Gegenlicht in der Nacht verschwinden.
Der lange Tag und die Hitze steckt in den Knochen und morgen wollen wir ja zum Sonnenaufgang wieder am Berg sein. Also ab in die Falle.
Um 4.30 Uhr klingelt der Wecker . Aber der Sonnenaufgang, der hier an der Rezeption immer minutengenau nachzulesen ist, ist halt heute 6.03 Uhr. Und dann wollen wir ja den ca. 10 km langen walk machen, bevor die Hitze wieder unerträglich wird. Jetzt sind es angenehme 25 °C. Die Nacht hängt noch über der Wüste, aber die Sonne ist schon zu erahnen. Der Rest eines schönen Sternenhimmels ist zu sehen. Auf der Ostseite des Berges warten wir und lauschen in die Stille. So still ist es nicht mehr, da ist schon Leben und Zirpen in den Sträuchern.
Und dann kommt die Sonne raus und es wiederholt sich an anderer Stelle und in umgekehrter Reihenfolge dieses gigantische Farbspiel. Aber nein, es ist eigentlich keine Wiederholung, es sieht schon anders aus.
Unsere Wanderung beginnen wir, jeder mit drei Litern Wasser im Rucksack ausgerüstet, zuerst noch im Schatten. Einige Stellen des Berges sind heilige Kultstellen. Diese sind weder zugänglich noch dürfen sie fotografiert werden. Aber auch andere Stellen haben aus der Nähe in dem Morgenzwielicht große Reize.
Dann kommt die Sonne um die Ecke.
Wir wandern weiter und es gibt so viele faszinierende Facetten zu sehen, dass wir einfach immer nur schauen können. Ich will das jetzt auch nicht weiter beschreiben.
Nach 2,5 Stunden sind wir gegen 9 Uhr mit fasst aufgebrauchten Wasservorräten wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung. Das Thermometer zeigt um diese Zeit immerhin schon wieder 37°C. Das ist hier auch wieder der Punkt, an dem man auf den Berg aufsteigen könnte, wäre es nicht verboten. Aber wer das jetzt wirklich versuchen würde, hätte einen wahrhaften Knall! Insgesamt sind bei der Besteigung des Berges 35 Menschen ums Leben gekommen.
Wir fahren zurück ins Resort und sinken in unserem dekadent klimatisierten Hotelzimmer in tiefen Schlaf………
9. Januar 2009
Im Moment schwitzen wir bei 42°C (jaja, wir wollen euch alle richtig neidisch machen!) im Roten Zentrum von Australien und unternehmen ganz früh Wanderungen zu den Steinen. Der Bericht kommt aber erst später, jetzt gibt es erst noch einen Nachtrag über zwei schöne Ausflüge von Cudlee Creek aus, etwas Geschichtsunterricht inbegriffen!
Victor Harbor
Am Silvestertag lädt uns Inge zu einem Ausflug nach Victor Harbor ein. Hier scheint sich so ziemlich keiner was aus diesem Tag zu machen (zumindest nicht in unserer Familie) und uns ist auch überhaupt nicht wie Jahresabschluss mit Trallalla und Feuerwerk zumute. Letzteres ist hier wegen der Trockenheit sowieso verboten, nur in größeren Städten gibt es an zentraler Stelle eine von der Feuerwehr überwachte Knallerei. Also auf nach Süden, an die Küste.
Victor Harbor liegt an der südöstlichen Flanke der Fleurieu Peninsula, in der Encounter Bay. Die Encounter waren in diesem Fall ein Engländer und ein Franzose. Anfang des 19. Jhd. war die Entdeckungslust groß. Alle großen Seemächte schickten Schiffe aus, um neues Land zu erkunden. Und Australien, die Terra Nullis, war ganz groß angesagt, man würde wohl heute sagen: trendy! 😉
Matthew Flinders auf der H.M.S. Investigator kam am 8. April 1802 von Kangaroo Island rübergesegelt (da standen wir ja neulich schon auf dem von ihm erstbestiegenen und benannten Prospect Hill). Mit an Bord war übrigens auch John Franklin, der Erforscher der Arktis und der Nordwestpassage (In dem Zusammenhang kann ich allen nur die Lektüre des Buches „Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny empfehlen. Eine spannende Biografie John Franklins sowie interessante Zeitgeschichte). Und die trafen in dieser Bucht just auf ein französisches Schiff. Die M.F. Le Geographe unter Nicolas Baudin war auch auf der Suche nach neuem Land. Und obwohl beide Länder zu dieser Zeit so gar nicht gut miteinander konnten, teilte man seine Entdeckungen friedlich und Flinders taufte die Bucht auf den Namen „Encounter Bay“.
Heute ist Victor Harbor einer der beliebtesten Urlaubsorte South Australias. Ferienhaus reiht sich an Ferienhaus und das zieht sich die Hügel hoch und bis an den Horizont. Ich habe irgendwo gelesen, dass wahrscheinlich fast jeder Südaustralier zwei Häuser besitzt: Eins in Adelaide und eines am Meer. In Adelaide wohnen sowieso fast alle (1,1 Mio. der 1,2 Mio. Einwohner). Also ist alles recht bebaut, obwohl man hier Gott sei Dank große Hotelburgen wie am Mittelmeer vermisst (eigentlich nicht wirklich). Auch im Urlaub lebt der Australier seinen Wunsch zum eigenen Haus aus.
Victor Harbor sollte eigentlich fast mal Hauptstadt von SA werden, dann wurde es aber doch Adelaide. Zumindest war es lange eine ganz bedeutende Hafenstadt. Da die Encounter Bay jedoch seefahrerisch etwas tückisch ist, baute man eine Brücke zur Granite Island, legte dort einen Hafen an und verschiffte die Produkte (meist Getreide, Wein und Wolle) der neuen Ländereien von hier aus ins alte Europa. Über die Brücke führt auch heute noch die alte Pferdebahn, jedoch nur noch zur Erbauung der Badegäste und Touristen. Der Ort ist im Moment zur Urlaubszeit recht belebt, den meisten Teil des Jahres aber sehr ruhig. Dann wohnen hier nur Pensionäre, die die Seeluft genießen.
Granite Island ist sehr bekannt durch seine Pinguin Kolonie. Die Wappentiere der Insel können wir aber leider nicht sehen. Die kommen nur nachts raus, am Tag ist es ihnen einfach zu heiß hier.
Wir drehen eine Runde auf der Insel und treffen auf recht anschauliche Felsformationen, die es eigentlich fast mit den Remarkable Rocks auf KI aufnehmen könnten. Aber so groß und berühmt sind sie dann doch nicht geworden.
Von hier hat man auch einen sehr guten Ausblick auf Rosetta Island, The Bluff genannt. Dort hat man in früherer Zeit versucht, Bodenschätze abzubauen. Hat sich aber wohl nicht so gelohnt.
Die See brodelt trotz schönem Wetters ganz schön gegen das Eiland, die Gischt spritzt und ein Wassergeist hat vor Wut über all die Touristen Schaum vorm Mund. 😀
Das lässt uns jedoch kalt. Nach einer gehörigen Portion Fish & Chips am Hafen und einer kleinen Runde über „The Bluff“ fahren wir zurück nach Cudlee Creek. Hier will keiner so richtig Silvester feiern. Die Kinder sind beizeiten im Bett und Andrew will auch verschwinden, da er Neujahr wieder Frühschicht hat. Wir fragen ihn noch, ob wir uns ein kleines Feuerchen machen können. Es ist ja so ziemlich knochentrocken, aber er als Feuerwehrmann sollte das schon abschätzen können. Und so feiern wir vor unserer Hütte in ein Jahr 2009 hinein, das hoffentlich genauso gut weitergeht, wie das alte geendet hat.
Barossa Valley
Am Samstag den 03.01. wollen wir noch einmal ein bisschen auf geschichtlichen Spuren wandeln und machen einen Ausflug ins Barossa Valley. Dieses Tal liegt so 80 km nordöstlich von Adelaide und ist bekannt und berühmt für seine Weine und für Obstanbau. Wir starten und erreichen nach kurzer Fahrt zuerst einen Ort, der nicht so richtig etwas mit dem Barossa zu tun hat, aber auch eine interessante Geschichte hat. Im Oktober 1855 kam im Zuge des allgemeinen Trends Johann Friedrich Herbig, ein Schneider aus Grünberg in Schlesien (heute Zielona Gora) hier in South Australia an. Wie es ihn nach Springton, den Ort hier, verschlug, weiß man nicht mehr so genau. Jedenfalls wählte er sich den Stamm eines großen und horrnalten Gumtrees für 5 Jahre als Unterkunft aus. Er heiratete und erst nach der Geburt seines zweiten Kindes baute er sich ein eigenes Haus. Später hatte er insgesamt 16 Kinder. Sachen gibt’s!
Weiter führt uns unser Weg nach Angaston. Dieser Ort wurde von George Fife Angas, einem betuchten Engländer, so um 1840 herum gegründet. Anders als in New South Wales, wo die Staatsgründung etwas eher und hauptsächlich mit von England verschifften Häftlingen begann, wurde South Australia von Engländern, Deutschen und Italienern gegründet und besiedelt. Angas wollte hier seine Vision einer idealen Gesellschaft verwirklichen und ermunterte viele, besonders auch deutsche Handwerker und Landwirte, in dieses neue Land zu kommen. Das mit der idealen Gesellschaft klappte aber wohl auch hier nicht so ganz. Jedoch bildeten sich hier blühende und wohlhabende Gemeinden. Im Ort lesen wir viele Tafeln die bezeugen, dass die meisten der riesigen Land-, meist Weingüter, seit Generationen in Familienbesitz sind.
Ähnliche Geschichte hat auch Tanunda, ehemals Langmeil. Die Orte hier haben eigentlich alle früher deutsche Namen gehabt, wurden aber so um 1920 herum dann nach Aboriginalnamen benennt. Hier besuchen wir den Friedhof nebst evangelisch lutherischer Kirche. Es ist ein komisches Gefühl, hier auf der anderen Seite der Welt auf einem Friedhof zu stehen, wo die Steine zu mindestens 90 % deutsche Namen tragen. Irgendwie hängen die Geschichten unser beider Länder ganz eng zusammen. Jetzt hat sich das Leben zwar mehr und mehr dem gesamten australischen angeglichen, trotzdem ist es fast etwas „heimatlich“ hier, aber anders als in Hahndorf vor ein paar Tagen (siehe den Text X-mas Down Under).
Zum Schluss fahren wir noch auf einen Hügel östlich des Ortes. Hier hat man ein Memorial errichtet, es gibt einen Skulpturenpark und man hat einen prima Blick über das Land. Es fällt auf, dass soweit das Auge reicht nur Weinfelder zu sehen sind. Wir fahren auch später, auf unserem Heimweg, kilometerweit durch Weinfelder wie schon einmal in der Coonawarra Region. Ich habe gelesen, dass vor ca. 15 Jahren die Farmer von der Regierung mit Förderprogrammen ermuntert wurden, auf Weinanbau überzugehen. Das machten auch sehr viele mit dem Erfolg, dass Australien heute „in Wein ertrinkt“ (Zitat). Und wirklich, wir hätten hier nie eine so große Menge an gutem Wein erwartet sowie eine ausgeprägte Weinkultur. Selbst kann das Land den ganzen Saft gar nicht trinken und so wird viel exportiert. Auf Grund der Menge fallen die Preise und auch das immer trockenere Wetter macht den Weinbauern Probleme. Aber so ist das ja mit allen Monokulturen in der Landwirtschaft. Uns schmeckt der Wein aber, und schön anzuschauen sind die Felder auch.