Sabine & Olaf go Down Under


21. Dezember 2008

Great Ocean Road

Category: 04 - 2008 - Melbourne -> Adelaide – Olaf – 03:22

Wir verlassen Melbourne, wie sollte es auch anders sein, im Regen. Der Verkehr ist dick, und über die West Gate Bridge führt der Highway M1 aus der Stadt heraus. Von der Brücke sieht man noch einmal die rieseigen Hafenanlagen der Stadt, Melbourne hat den größten Containerhafen Australiens. 

Bis Geelong geht es recht zügig, danach ist die M1 zu Ende und wir fahren weiter Richtung Torquay.

Die B 100 (nicht die nach Halle! 😉 ) wird dann nach Angelsea zur Great Ocean Road, ein großes Tor begrüßt uns und weist darauf hin. Die Landschaft wird wieder bergiger und die Straße windet sich in Serpentinen am Hang entlang. Es ist wirklich schon hier eine großartige Route, die sich in unterschiedlichen landschaftlichen Gesichtern die nächste Zeit meist direkt an der Küste hinziehen wird. Es gibt aller nasenlang die verschiedensten lookouts, von denen wir reichlich Gebrauch machen, obwohl ja die Sicht heute nicht ganz so toll ist. 

           

In Lorne steuern wir den Infopoint an, um uns für die nächste Strecke mit Kartenmaterial und anderweitigen Tipps und Infos zu versorgen. Einen empfohlenen Wasserfall etwas im Inland lassen wir weg; so schöne wie in den Blue Mountains kann es hier ja gar nicht haben. 😀 Aber den Tipp zu „Teddy’s Lookout” (Teddy war also auch schon mal hier? 😉 ) ein paar Serpentinen nach oben zu drehen, nehmen wir an. Eine schöne Aussicht auf einen Teil der Piste hat man hier, trotz Regens. :-(

Ich versuche den Regen aber schnell mal wegzulachen, und es klappt auch! 

   

Hier in der Gegend soll es ziemlich viele Koalas geben. Wir denken uns aber, dass die sich sicherlich nicht auf der Hauptroute tummeln werden. Also versuchen wir mal die nächste Möglichkeit, um einen Abstecher ins Gebüsch zu machen. Auf einer unbefestigten Straße bei Kennett River lasse ich den Bulli langsam den Berg raufkriechen, er ächzt und stöhnt auf der schlechten Piste. Und wir beide lunsen aus den Fenstern. Die Tierchen sollen recht schwer auszumachen sein, da sie sich meist fast regungslos oben in den Eukalyptusbäumen auf Nahrungssuche befinden. Aber Familie Grzimek hat doch nach einer Weile großen Erfolg! Sabine macht den ersten gar nicht so hoch im Geäst aus.

   

Der ist ja dermaßen putzig, beäugt uns, wie wir ihn, und macht sich dann wieder an den Blättern zu schaffen. Ein Stückchen weiter hängt dann einer im Baum, der wahrscheinlich schon ziemlich satt ist. Er schläft, und lässt sich von uns auch nicht dabei stören.

Und noch etwas weiter finden wir dann gleich zwei in einem Baum.

Unsere Blicke sind jetzt dermaßen Koala-geschärft, dass wir mit zählen aufhören. Es sind wirklich ziemlich viele hier zu finden.

koala moves

Nach einer Weile sollten wir dann aber doch wieder mal umdrehen. Wir sind schon etwas abseits der GOR (in Fachkreisen auch Great Ocean Road genannt :-) ) gekommen, und die wollen wir ja eigentlich weiter nehmen. Zurück auf der Straße fahren wir weiter bis Apollo Bay und machen dort noch einen kleinen Stopp. Viel weiter wollen wir heute auch gar nicht, uns wurde ein schöner abgelegener Campground im Otway National Park empfohlen, unweit der Lightstation. Es geht langsam auf Abend, also fahren wir mal da hin. Der Platz ist wirklich weit ab vom Schuss. Ein kleiner Steppke von vielleicht 12 Jahren macht das Büro, und das auf eine unheimlich lustige und nette Art (Do you need some coins for the shower? *lächel*). Wahrscheinlich der Sohn der Betreiber. Es gibt einen freien Slot, Strom und Quellwasser aus dem Hahn. Der so genannte „Bimbi” – Park (Aboriginiesprache für Vögel) wirbt in einem Faltblatt mit „camping under Koalas”. Und siehe da, wir haben uns gerade etwas eingerichtet, da ist doch kurz vorm Dunkelwerden noch ein netter Vertreter im Baum neben uns zu Gange!

Als er dann genug von uns hat, putzt er sich und verschwindet im Geäst.

       

Sabine kann dann aus dem Bulli raus noch eine Weile ein Weibchen mit einem Kleinen beobachten, für Fotos ist es dann aber schon zu dunkel. Und für uns ist dann auch bald Feierabend.

Am Donnerstagmorgen machen wir uns auf zur Cape Otway Lightstation. Wandern wäre schön gewesen, aber naja, ich sag zum Wetter nichts mehr. Also fahren wir hin. Der Leuchtturm samt Anlagen drum herum wurde ab 1859 errichtet und ist offen zugänglich. Cape Otway ist der südlichste Punkt an der Bass Street, der Meeresenge, die Australien Festland von Tasmanien trennt. Es gibt hier herum unheimlich viele Untiefen und kleine Inseln, Strömungen und Unterströmungen. Nicht umsonst wird der weitere Küstenabschnitt ab hier auch „Wreck Coast” genannt, unzählige Schiffe sind hier an den Klippen zerschellt. Kapitäne sprachen früher auch davon, dass das Steuern durch diese Enge wie das Einfädeln eines Fadens ins Nadelöhr ist.

Wir lesen viel über die unterschiedlichsten Schiffstragödien. Da kamen die meisten nach über drei Monaten auf See von England bis hierher, um dann kurz vor der Einfahrt in die Port Phillip Bay bei Melbourne dann doch noch unterzugehen. Wie hat sich das Reisen doch in 150 Jahren verändert! Und noch etwas Interessantes lesen wir. Neben dem Leuchtturm wurde 1942 eine Radarstation errichtet. Der Grund war: Im November 1940 lief das US-amerikanische Dampfschiff City of Rayville hier auf eine deutsche Mine :-O und sank. Das war die erste Beteiligung der USA im 2. Weltkrieg. Und das hier unten vor der Südküste Australiens??

Ziemlich einsam muss es hier für die Leutchen auf dem Leuchtturm gewesen sein. Eine Straße gab es erst nach 1920. Auf dem Turm lassen wir uns noch ein bisschen was erklären und weil wir so neugierig sind, lässt der Wärter die noch funktionierende Kuppel mal eine Runde drehen. Obwohl seit 15 Jahren außer Betrieb, funktioniert das noch tadellos. Am Anfang wurden die Lampen hier mit Walöl betrieben, was man ca. 25 km weit sah. Später, mit elektrischem Betrieb, ging es 48 km weit. Jetzt gibt es eine kleine automatische Station weiter vorn am Riff, der Turm war zu teuer im Unterhalt. Und außerdem nutzen jetzt eh alle Schiffe GPS.

Mit uns schauen auch noch andere raus aufs Meer.

               

Und die ganz unmaritimen Gefahren der Fauna soll man hier auch nicht ganz aus den Augen verlieren!! Zwar nicht hier, aber später bei den 12 Aposteln windet sich vor Sabine dann auch unsere erste, ca. 1 m lange Vertreterin dieser Gattung über den Weg. Ich verpasse sie zwar, aber viele aufgeregte Japaner rufen auch : “Snake, Snake!”

Die Küste macht selbst bei dem wenigen Wind heute einen nicht ungefährlichen Eindruck.

cape otway

Weiter geht es die GOR entlang und wir nehmen uns vor, bis Princetown zu fahren und dann zu den 12 Aposteln zu wandern. Aber irgendwie müssen wir Princetown wohl übersehen haben, da sind wir doch schon bei den Aposteln! Ich wundre mich stark.

Das ist hier der erste Ort in Australien, wo richtiger Touristentrubel herrscht. Busladungen von Japanern werden angefahren und es wird geknipst und gefilmt, dass es nur so eine Pracht ist. Naja, ich bin ja auch nicht viel anders 😉

Diese Küstenformation ist wirklich bizarr und eindrucksvoll. Was die See hier in tausenden von Jahren geformt hat, wirkt wie Architektur. 12 Apostel sind es aber schon nicht mehr, die Küste verformt sich ja ständig weiter. Felsen stürzen zusammen, neue werden ausgewaschen, eine ständige Veränderung. Neben den 12 Aposteln gibt es aber im weiteren Verlauf der Küste noch jede Menge andere interessante Felsformationen zu sehen.

                               

12 Apostels view

Beim Anblick der oft steilen Küsten kommen uns wieder Gedanken an Seefahrer und Schiffbrüchige. An manchem Abschnitt hätte selbst ein Seemann, der nicht ertrunken ist, keine Chance auf Rettung. Denn es gibt oft keinen Strand oder einen Weg, die Cliffs zu ersteigen. Und die Brandung tut dann ihr Übriges……. :-(

Weiter geht unsere Route die GOR entlang. In Peterborough machen wir noch einen schönen Strandspaziergang, hier ist man wieder allein.

Wir fahren heute noch weiter bis Port Fairy. Dort gibt es in einem Restaurant leckeren frischen Fisch und auf dem Campground ein offenes WLAN: Endlich können wir am Abend mal wieder in Ruhe mit unseren Kindern skypen.

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3 Kommentare »

  1. So herrliche Koala-Fotos!! Die sehen wirklich putzig aus.
    Wollt Ihr wissen, wie hier das Wetter ist?? Reeeegen….. :-( liebe Grüße, Angela

    Comment by Angela — 22. Dezember 2008 @ 10:55

  2. Das ist ja ein super Reisetagebuch !!! Bin zufällig darauf gestossen!

    Comment by Simone — 27. Dezember 2008 @ 19:33

  3. Hi Ihr Lieben, oder soll ich lieber sagen Kollege (mate) ;-))
    endlich bin ich wieder online und nach dem was ich alles so lesen konnte werd ich richtig neidisch auf euch!! schluc hz bei uns regiert jetzt Väterchen F R O S T!!! mit fast 10 grad minus in der Nacht. Jette, Cathrin und Ich wünschen Euch einen guten Rutsch ins neue Jahr und viel Erfolg und vor allem Gesundheit!!
    Mit besten Grüßen Jörg der jetzt auch lieber ganz weit weg wäre!!

    Comment by joesdrummer — 30. Dezember 2008 @ 18:01

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