Sabine & Olaf go Down Under


15. Dezember 2008

Kosciuszko Nationalpark, Alpine Nationalpark, 11.12. – 13.12.

Category: 03 - 2008 - Sydney -> Melbourne – Olaf – 23:29

Wir sind gerade in Melbourne und da kommt nun wieder mal ein Bericht. Wir laecheln nun auch schon viel mehr, das letzte Bild vom Blue Mountains Bericht war wirklich sehr grimmig. Aber es war das Einzige mit mir drauf, und ich will ja auch mal dabei sein! :-) Also, wieder viel Spass beim Lesen und wir sind gespannt auf Eure Kommentare!!

Am Donnerstag früh in Gundagai erwartet uns ein herrlicher Morgen! Wir sitzen beim Frühstück auf der Wiese und kommen kurz mit einem unserer Platznachbarn ins Gespräch. Und wieder mal ist es kein geborener Australier, sondern ein Engländer, der uns auf Grund unserer Campermarke „Britz“ erst auch nach GB verortet. Wahrscheinlich haben die wohl ihren Stammsitz auf der Insel, wir wissen es nicht. Aber im Gespräch fällt dann von ihm ein Satz, den wir nach unseren bisherigen Erlebnissen nur unterstreichen können: „The whole world meets in Australia.“ Stimmt.
Dann machen wir uns auf Richtung Süden, um heute die Snowy Mountains zu durchqueren. In Tumut müssen wir noch schnall tanken und was zu essen kaufen, dann geht es rein in die Berge.
Nach kurzer Fahrt liegt da rechts ab ein wunderschöner See. Also erstmal ran fahren. Beim näheren Hinsehen ist es ein Stausee, der, wie wir später erst erfahren werden, zu dem gigantischen „The Snowy Mountains Scheme“ gehört. Man sieht, dass der Wasserstand im Moment nicht sehr hoch ist.
Der Ort, das Licht und die Farben sind einfach fantastisch!
           
Wir schrauben uns weiter in die Berge hoch und erreichen eine Hochebene, die von den Farben, der Stille und Weite einen unwahrscheinlichen Reiz hat. Wir halten an und sitzen eine ganze Weile da und staunen und schauen. Und obwohl wir uns ja auf dem sogenannten „Snowy Mountains Highway“ befinden, kommen während dieser vielleicht halben Stunde gerade mal zwei weitere Autos vorbei. Hier könnte man den ganzen Tag bleiben, aber das wird uns sicher noch häufiger so gehen.

           
Ein Stück weiter biegen wir zum Mount Selwyn ab. Dort oben angekommen stehen wir in einem der Skigebiete Australiens, von denen wir noch andere zu sehen bekommen werden. Man denkt bei Australien nicht notgedrungen an Schnee, oder? Aber hier muss zur Winterszeit ganz schön Betrieb sein, wie der Riesenparkplatz (auf dem ich heute allein genug Platz zum Wenden habe 😉 ) und die vielen Lifte vermuten lassen.

Auf der weiteren Tour genießen wir immer mehr die Weite, die Farben, die Stille und die Einsamkeit in diesem großen Gebirge.
Was auch noch auffällt sind die vielen toten Bäume. Auf unserem gesamten Weg haben wir schon immer viele verbrannte Bäume gesehen, aber hier ist es noch auffälliger. Von der gesamten Nationalparkfläche von 690.000 ha sind 2002 321.000 ha Buschbränden zum Opfer gefallen. Die südliche Parkhälfte war zu 90 % verbrannt. Das kann man immer noch erahnen.

   
Wir kommen noch am riesigen Lake Eucombene (auch ein Stausee) vorbei, bevor wir uns am heutigen Tag nach reichlich 300 km in Jindabyne eine Bleibe suchen. Schade. Gerade haben wir mal einen Platz direkt an einem See (Lake Jindabyne) gefunden, da fängt es doch am Abend gleich an zu regnen. Also nix mit schön draußen sitzen und vielleicht auch noch baden. :-(
Am Freitagmorgen sieht es wettermäßig nicht viel besser aus, eher schlechter. Wir frühstücken im Bus und packen zusammen. Heute wollen wir eigentlich den Mount Kosciuszko erwandern. Dazu wäre es am Besten, von Thredbo aus eine ca. 18 km langen Track hochzulaufen. Aber auf Grund des Wetters fahren wir erstmal Richtung Charlotte Pass hoch. Wir lassen uns von diesem S…..wetter nicht den Tag verderben.

               

Bei der Einfahrt in den Nationalpark müssen wir ein paar Dollar löhnen. Dafür kann uns die nette Frau doch aber gleich mal mit der wheather forecast vertraut machen. Und die lautet: Regen, Regen und am Nachmittag? Noch mehr Regen. :-( Naja, weiter geht es die Höhe hinauf, Sabine liebt inzwischen die australischen Serpentinenstrecken außerordentlich. 😉
Und im Winter scheint es hier auch mächtig Schnee zu geben.

       

Oben angekommen kann man den höchsten Berg Australiens nur erahnen. Der Rest ist in den Wolken verschwunden. Wir hatten auf der Fahrt von Leipzig nach Frankfurt übrigens von unseren Mitreisenden erfahren, dass die Australier ihren höchsten Berg immer falsch aussprechen und auch irrtümlicherweise denken, der Name käme von den Aboriginies. Sie sagen Mount Ko-si-jos-kou zu ihm. In Wirklichkeit ist es aber ein polnischer Name und wird Kosch-tschusch-ko gesprochen. Tadeusz Kosciuszko war ein in Polen sehr bekannter Freiheitskämpfer des 19. Jhd. Nach ihm hat ein anderer Pole den Berg benannt, der aus Polen nach Australien emigrierte und den Berg erstmals bestiegen hatte. Da werde ich doch unsere australische Verwandtschaft mal auf die Probe stellen, mal sehen, ob sie das wissen.

           

Aber es ist dermaßen ungemütlich da oben, dass uns nix mehr hält. Wir fahren wieder zurück und wagen noch den Versuch nach Thredbo. Aber auch dort ist das Wetter trostlos.

Was also tun? Die Vorhersage sieht für die nächsten Tage ähnlich aus, also werden wir uns die Besteigung leider verkneifen müssen. Und wir sind auch nicht so ausgerüstet, um hier die Berghelden in Wolken und Nebel zu spielen, dass hatten wir von Australien in dieser Jahreszeit auch so nicht erwartet. Wir beschließen weiterzufahren und wenn wir es schaffen, bis Bright vorzudringen. Nun steht die Frage: Zurück oder über die Berge? Hier stand gerade ein Schild: „Road behind Thredbo unsuitable for Trucks, Busses and Caravans!“ Betrifft das auch uns mit unserem Bulli? Wir versuchen es einfach mal, denn sonst wären es ein paar 100 km mehr. Das nächste Schild verheißt eine nette Fahrt: Serpentinen und starkes Gefälle die nächsten 80 km bis Khancoben, Fahrzeit ca. 2 Stunden. Na prima! Und so geht es dann los, Serpentinen, Kurven und Kehren, die nicht enden wollen. Und Wolken und Regen. Irgendwann kommen von hinten drei Jeeps mit je einem Boot auf einem Hänger hintendran langsam aufgeschlossen, so sind wir wenigstens nicht ganz allein hier. Und wenn die sich mit ihren Trailern die Strecke zutrauen, kommen wir sicher auch gut durch. Wir kurven so ca. 60 km im Konvoi durch die Berge, bis ein Hinweisschild auf einen Rastplatz an der Powerstation Murray 1 kommt. Ich halte an, die drei ziehen vorbei und grüßen freundlich. Das Kraftwerk wirkt imposant und gehört auch zum „The Snowy Mountains Scheme“. Das ist ein riesen System aus 16 Staudämmen, sieben Wasserkraftwerken, 145 km Wassertunnel und 80 km Aquädukten, welches gigantische 4500 Gigawattstunden erneuerbare Energie pro Jahr erzeugt. Laut einer Tafel ist dieses System offiziell als eines der 7 Wunder der Ingenieurkunst der neueren Zeit anerkannt. Wir wussten gar nicht, dass es diese 7 Wunder gibt. Welches die weitern 6 sind, verschweigt uns die Tafel leider, und mal schnell im Netz schauen geht hier ja nicht. 😀

Nun geht es weiter die letzten km bergab. Hinter Khancoban überqueren wir mit dem Murray, der hier noch ein ziemlich kleiner Fluss ist, auch die Grenze von New South Wales nach Victoria. Der Rest der heutigen Tour führt uns noch über den Murray Valley Highway nach Tallangatta. Dort fassen wir noch mal Diesel und fahren dann über den Kiewa Valley Highway bis Mt Beauty und von dort nochmal 30 km Serpentinenstrecke bis Bright. Das alles im Regen. Nach den heutigen reichlich 400 km reicht es mir wirklich erstmal mit der Kurbelei am Lenker. Wir finden einen idyllischen Campground direkt am Ovens River, können aber auf Grund des Wetters auch diesen schönen Platz nicht so ganz genießen.

   

Mit unseren Nachbarn kommen wir noch nett ins Gespräch. Ein älteres Ehepaar, die südlich von Brisbane an der Gold Coast zu Hause sind. Sie reisen fast das ganze Jahr über durch die Gegend. Und siehe da, sie waren auch schon zweimal in Deutschland, haben Bekannte in Nordhausen und lieben den „lovely steam train to the top of Mount Brocken“ :-)
Wir berichten etwas über unsere bisherige Tour und geben auch unserer Verwunderung über die vielen australischen Skigebiete Ausdruck. Da haben die Beiden einen schönen Vergleich parat: Die Fläche der gesamten Schneefelder im richtigen Winter ist in Australien größer, als die Fläche der gesamten Schweiz. 😮 Auch das wussten wir so noch nicht und denken, dass es eigentlich nicht so in das europäische Australienklischee passt.
Der nächste Morgen verheißt wettermäßig wieder nichts Gutes. Monica und Merv hatten uns diesen Platz hier empfohlen um eine schöne Wanderung zum Mount Feather Top zu machen. Aber nicht bei dem Wetter! Ich beschwere mich per SMS bei Fred in Adelaide, der aber zurück schreibt: Für uns tue es ihm leid, aber die Australier lieben den Regen bei der sonstigen Wasserknappheit! Na toll! Bevor wir los fahren, schenken uns unsere Nachbarn noch ein Viertel ihres gerade gebackenen Schokokuchens, danke, lecker!!
Wir schlendern kurz durch Bright, aber der Ort ist wie die meisten kleineren Städte unterwegs: Eine Kreuzung und darum alles was man so braucht: Tanke, Supermarkt, Café, Werkstatt, Infopoint und noch etwas mehr.

Wir beschließen das Kapitel Berge abzuhaken und Richtung Süden aufzubrechen. Wir nehmen die Great Alpine Road, die uns nach ca. 20 km mit dem Hinweis begrüßt: Serpentinen und Steigung auf den nächsten 30 km. Und los geht’s. Aber nach zwei Dritteln geht es dann wirklich richtig los: Sabine, wo gehst du hin? Bitte nicht komplett in den Wolken verschwinden, ja?

       

On Top bei den Mount Hothham Heights wird es dann wirklich richtig ungemütlich: Wolken, Sturm der das Auto wackeln lässt, und Regen. Bitte jetzt nicht liegen bleiben!

real australian weather

Aber dann ist es geschafft, es geht bergab und bald begrüßt uns eine Landschaft, an der wir erkennen können, woher diese australischen Alpen ihren Namen haben.

           

In Omeo machen wir in dem einzigen Café am Ort einen Lunchbreak und kommen an einem netten kleinen Kriegerdenkmal (zur Erinnerung an die Opfer von World War II und Koreakrieg) vorbei.

   

Wir fahren weiter über Brainsdale nach Sale und erkundigen uns nach einem netten Stellplatz, vielleicht direkt am Meer? Ja klar, es gebe diverse kostenlose Plätze am Ninety Mile Beach kurz hinter Seaspray. Das ist doch mal was Neues, ohne Platzgebühr und Strom, da fahren wir hin! Wir quetschen unseren Camper kurz hinter der Düne in eine Lücke (wobei ich noch einen Baum touchiere) und klettern erstmal über die Düne. Wow!! Wir haben von den neunzig Meilen Strand hier soweit man nach links und rechts sehen kann sicher mindestens 5 Meilen für uns alleine!

               

Aber es stürmt hier dermaßen und es fängt auch schon wieder an zu regnen, so dass wir uns in unserem Bus verkriechen. Sabine liest noch etwas und ich schreibe diesen Text für den Blog, dann ist es bald dunkel und Zeit zum Schlafen. Heute haben wir ca. 350 km zurückgelegt.