Sonntag 09.12.
Heute früh schreibe ich erstmal den ersten Text für den Blog hier und stelle ihn ins Netz. Hier im Hotel gibt es ein WLAN, wer weiß, wann ich mal wieder so unkompliziert ins Netz komme.
Danach soll es eine Unternehmung mit nicht so viel Lauferei wie gestern geben, da Sabine von diesem Ausflug ein paar Blasen an den Füßen davongetragen hat. Wir entscheiden uns für den Royal Botanic Garden und machen uns auf den Weg. Unterwegs schauen wir nochmal bei St. Marys Cathedral rein. Da dort aber gerade die sonntägliche Messe abgehalten wird, möchten wir Ungläubigen da nicht stören. 😉
Der Botanic Garden ist sehr groß und zeigt unwahrscheinlich viele uns unbekannte Pflanzen. Auch ein paar Botschaften werden sehr direkt, jedoch immerhin floral, an den Mann gebracht. Später lesen wir, dass es sich um den Titel der Orchideenausstellung in der Pyramide dahinter handelt.
Ein großes Problem und eine ziemliche Bedrohung für viele ältere Bäume und Pflanzen des Garten stellt die Invasion einer riesigen Anzahl von Flugfüchsen, Flying Foxes, dar. Dabei handelt es sich um eine recht große Fledermausabart, die die Baumkronen ganzer Areale des Gartens bevölkert. Obwohl in dem Garten alles unter Naturschutz steht, will man die Füchse nun doch, wenn auch möglichst ohne alle abzuschießen, loswerden. Es steht einfach der Bestand ganzer Arten auf dem Spiel. Uns wundert es jedoch ziemlich, dass diese Tiere sich nicht auch in anderen Parks und Gärten der Stadt ausbreiten. Der Hyde Park ist zum Beispiel nur ein paar hundert Meter entfernt und wird von den Viechern trotzdem gemieden.
Zum Abschied aus dem Park gibt es ein schönes Panorama auf Stadt, Hafenseite und Oper zu sehen, was ich mal fix aus ein paar Einzelbildern laienhaft zusammengeschraubt habe.
Jetzt geht es noch mal zurück ins Quartier, denn wir müssen uns noch für unseren Opernbesuch heute Abend stattfein machen. 😉
Vielleicht nervt es ja manche gewaltig, dass hier immer wieder von dieser Oper zu lesen und zu sehen ist, aber dieses Gebäude bestimmt die Stadt so sehr und ist von so vielen Stellen aus zu sehen, dass man einfach nicht dran vorbeikommt. Und die Architektur ist ja auch einzigartig. Im Foyer im Inneren ist schon mächtig Trubel, und mit einem Getränk bewaffnet schlendern wir deshalb noch etwas außen über die Terrassen. Dabei hat man immer wieder einen super Blick auf Wasser sowie die verschieden großen Segel, Fischkörper, Zelte oder was auch immer des Hauses. Aber jetzt müssen wir langsam mal rein, gleich soll es ja einen Messiah von Händel geben.
Das Sydney Symphony Orchester unter Lothar Zagrosek spielt richtig flott und lebhaft, es macht Spaß zuzuhören. Der Chor ist ziemlich groß besetzt. Ich hab mal überschlagen, das müssen so mindestens 380 :-O Sänger ( und -innen 😉 ) sein.
Wer mit unserer deutschen Konzerterfahrung hier hineingerät, ist jedoch über einige Dinge recht verwundert. Und das betrifft in erster Linie den gesamten Ablauf so eines Konzerts. Als wir ca. 10 min vor Konzertbeginn in den Saal kommen, herrscht darin ein unheimlicher Lärm. Der Australier an sich ist ein recht offener, lustiger und auch lauter Zeitgenosse, und das setzt sich auch hier fort. Keine biedere Andacht, sondern lautes Palavern von ca. 1.500 Konzertbesuchern, die nach und nach ihre Plätze suchen. Und auf der Bühne kommen so langsam die ersten Musiker an, auch der Chor kleckert einzeln, so wie es jedem passt, auf die 6 verschiedenen Choremporen. Die Musiker schwatzen noch und spielen sich ein bisschen ein. Irgendwann sind dann endlich alle auf der Bühne eingetrudelt und man beginnt zu stimmen. Das ist aber für das Publikum bei Weitem noch kein Grund, den Geräuschpegel zu dämpfen. Erst als nach dem Stimmen und ca. 10 min nach angekündigtem Konzertbeginn der Dirigent und die 4 Solisten gemeinsam die Bühne betreten, geht das Gelärme ohne Unterbrechung in Beifall über, nach dem das Konzert dann beginnt. Jedoch muss nach ca. 5 min nach dem 2. Satz noch einmal eine Pause eingelegt werden, da ca. 50 Nachzügler des Publikums in den Saal gelassen werden, die nun ihre Plätze suchen. Erst danach geht es ruhig weiter bis zur Pause. Hier klatscht das Publikum kurz und heftig und strömt danach wieder sehr lautstark aus dem Saal.
Das Orchester ist übrigens vom Altersdurchschnitt sehr jung und sehr feminin. Bei den drei Bässen stellen die Frauen 66,66 %, was in den anderen Instrumenten ähnlich ist.
In der Pause hat man wieder einen schönen Blick auf die Hafenseite.
Nach der Pause vollzieht sich eine ähnliche Prozedur wie am Anfang, bevor es weitergeht. Und dann erleiden wir beim Hallelujah einen Schreck: Das gesamte Publikum (wir nach kurzer Irritation inbegriffen) steht mit einem Schlag auf und nimmt das gesamte Hallelujah im Stehen entgegen. Danach gibt es einen kurzen und heftigen Applaus, man setzt sich wieder, und das Werk geht bis zum Amen am Ende normal weiter. Was war denn das? Oder haben nur wir keine Ahnung?
Insgesamt war ein sehr schönes Konzert, mit für uns nur einem Makel (jetzt kommt der Part für die Kollegen vom MPK 😉 ). Leider setzt sich die großartige Architektur des Hauses nicht in der Akustik im Inneren fort. Dem Klang fehlt irgendwie Brillanz, der Nachhall ist recht kurz und endet auch sehr abrupt, es fehlen Höhen, und insgesamt kommt die Musik nicht so richtig von der Bühne herunter: Das ist schade, das Gewandhaus in Leipzig kling da wirklich viel besser (auch ohne 960er oder DRE). Und wie die Frage: “Robert, was stellen wir denn heute mal ans Holz?” hier beantwortet wird, kann ich auch nicht sagen. Es wurde anscheinend nix mitgeschnitten.
Nach dem Konzert nehmen wir bei einem Italiener am Hafen Abschied von dieser Stadt, die uns ganz großartig gefallen hat. Eine 4 Millionenmetropole, die aber irgendwie keinerlei Stress und Hektik ausgestrahlt hat. Deren Menschen sehr offen, nett und kontaktfreudig sind. Hier lässt es sich sicher sehr gut leben!
Hallo, Ihr Lieben, hier ein Gedicht von Günter Saalmann zum Thema:
Eine Nacht in Australien
(Wohin die neue deutsche Rechtschreibung noch nicht vordrang)
Es fand das Kängu keine Ruh,
fand keine Ruh,
fand keine Ruh,
fand einfach keine Ruh.
Der Beutelmaulwurf rät ihm zu:
Nun schlafe du,
nun schlafe du,
tut selbst kein Auge zu.
Ihm rät der Beutelmarder zu:
Nun schlafe du,
nun schlafe du,
tut auch kein Auge zu.
Der Beutelbär und -dachs dazu:
Nun schlafe du,
nun schlafe du,
Sie tun kein Auge zu.
Da fand das Kängu endlich Ruh,
fand endlich Ruh,
fand endlich Ruh,
da fand das Kängu Ruh.
Comment by WolfRam Dix — 10. Dezember 2008 @ 12:53
Hallo Ihr Lieben,
tolle Impressionen, schöne Fotos und lustige Beschreibung ( Opernbesuch). Weiter so und immer schön die Blasen vom Wandern im Meer kühlen!
Winterliche Grüße aus dem kalten Leipzig
Comment by Bettina — 11. Dezember 2008 @ 19:30